Nachdem Teil 1 des Interviews mit Ronny Arendt vor wenigen Tagen online gegangen ist, hier nun die restlichen Fragen. Auch hier haben wir sehr fanbezogen gefragt, und Ronny hat auch diese Fragen gerne beantwortet. Aber lest selbst:

Unterhält oder beschäftigt man sich als Spieler mit Themen, die außerhalb des Eises geschehen (Stichwort Spieltag 58 und Choreografien)?

Natürlich gehen solche Themen auch nicht spurlos an uns vorbei. Neben den tollen, bleibenden Erinnerungen, bekommt man oft Gänsehaut. Gerade wenn man auf dem Eis vor der „Wand“ steht und es hautnah miterlebt.

Sollte man den Kanadiern und ausländischen Spielern, die eine Fankultur wie in Mannheim nicht kennen, erklären, was es mit Choreografien und den vielen Gesängen auf sich hat?

Ich denke schon, dass das Sinn macht. Viele der Jungs wissen natürlich nicht, welche Arbeit und wieviel Zeit beispielsweise hinter einer Choreografie steckt. Bei Gesängen ist meiner Meinung nach in erster Linie wichtig, dass es laut ist, und dich nach vorne pusht.

Gab es schon mal Fanaktionen, auf die Spieler besonders positiv oder negativ reagiert haben? (Falls ja – welche?)

Spontan fallen mir da jetzt die Sonderzüge ein, speziell der in der letzten Saison nach München. Auswärts 2.000 Fans, die die Halle dort zum Beben gebracht haben, und uns nach mehreren Rückständen die Motivation gegeben haben, doch noch einen Sieg zu holen.

An welche Fanaktion(en) erinnerst du dich gerne zurück / sind dir in Erinnerung geblieben?

Das sind so viele mittlerweile, wo soll ich da anfangen? Ich glaube, am meisten beeindruckte mich immer die Atmosphäre gegen Berlin und die Frankfurt-Derbys.

Wenn du drei Regeländerungsvorschläge einreichen könntest, welche wären das?

Nun, wünschen würde ich mir einen Profi-Hauptschiedsrichter für jedes Spiel, eine Begrenzung auf sechs Ausländer, und dass Schwalben mit einer zehnminütigen Disziplinarstrafe geahndet werden. Das ist natürlich alles nur sehr langfristig realisierbar.

Lässt man sich als Spieler von den Gesängen anstecken und ist es ein Unterschied, ob es ein Dauergesang ist oder verschiedene Lieder angestimmt werden?

Entscheidend ist hauptsächlich die Art und Weise, wie die Fans die Gesänge rüberbringen: Man merkt als Spieler schon am Anfang einer Partie, ob die Fankurve hinter einem steht oder nicht, und ob sie optimistisch eingestellt ist. Sicher könnt ihr auf den Rängen keine Spiele gewinnen, aber wenn die Fankurve hinter einem steht, motiviert und pusht und das sehr oft, und so kann der Funke von den Rängen aufs Eis überspringen, genauso wie das umgekehrt passiert.

Was geht in dir vor, wenn ihr zu einem Testspiel in die Schweiz fahrt und da auf einmal 150 Adler-Fans Radau machen oder 60 Fans in Helsinki dabei sind?

Das sind Dinge, die sind einfach unbeschreiblich. Es zeigt die Leidenschaft und Treue, die unsere Fans mitbringen.

Dir ist sicher im vergangenen Jahr aufgefallen, dass nach einem gewonnen Spiel die Mannschaft und die Fans bei der Ehrenrunde etwas „verwirrt“ voreinander standen und beide Seiten auf eine Aktion der Gegenseite gewartet haben. Hast du vielleicht eine Idee, wie man in Zukunft in so einem Moment den Sieg feiern könnte?

Es kommt manchmal vor, dass der Oberrang etwas singt, der Unterrang sich verwundert umdreht, und andersrum. Dann wissen wir auch nicht, was wir tun sollen. (Da hoffe ich übrigens, dass zukünftig wieder eine Einheit bildet.) Und wir wissen auch oft nicht, was ihr nach den Spielen von uns erwartet. Ich stehe dazu so: Ob hoch, knapp, und egal gegen wen gewonnen, sich gegenseitig mit einer Welle zu verabschieden gehört für uns dazu, aus Respekt und Dankeschön an euch. Danach kann man immer noch in Ruhe analysieren, was gut oder schlecht lief. Bei herausragenden Spielen und wichtigen Duellen, oder am Ende einer PlayOff-Runde ordentlich die Sau rauszulassen, mit Humba und allem Drum und dran, das wäre dann wohl die richtige Variante.

In Deutschland ist das “Momentum zurückholen” durch eine kleine Rauferei aufgrund der ungewissen Strafauslegung, die darauf folgt, ja nicht möglich: Pusht eine plötzlich laut werdende Halle, bzw. gibt es andere Möglichkeiten, die Gunst des Spielverlaufs zurückzuholen (un- oder beeinflussbar von Spielern/Team/Fans selbst)?

Es beeinflusst einen als Spieler sehr, sowohl positiv als auch negativ. Die Fans, so oft man es schon gehört hat, haben eine immense Kraft und können oft den Ausgang eines Spiels beeinflussen und manchmal entscheiden. Deswegen, wenn IHR spürt, irgendwie geht auf dem Eis nichts: Schreit und treibt uns an, was das Zeug hält. Auch wenn man es nicht glaubt, der München-Sonderzug ist nur ein Beispiel. Und genau dieser Einfluss ist, weswegen man Fan eines Vereins ist, oder?

 

Ronny Arendt