Im Leben eines Eishockey Fans gibt es manche Höhen und Tiefen; das bringt der Leistungssport eben mit sich. Gerne erinnert man sich natürlich an die Höhepunkte wie z.B. Siege oder Meisterschaften. Für diejenigen Teilnehmer unserer NHL Winter Classic Tour, die am Montag den 4. Januar 2016 mit ca.12 Teilnehmern zu einer kleinen Exkursion nach New Jersey zum Treffen mit Geoff Ward, dem Meister Trainer der Adler Mannheim aus der Saison 2014/15, wurde dieser Montag (der 4. Januar 2016) zu einem ganz besonderen Erlebnis.

In der Vorbereitung ging es darum, wie kommt man in Kontakt zu Geoff Ward, damit wir ein entsprechendes „Meet & Greet“ mit ihm vereinbaren könnten?  Meine erste Anlaufstelle, nämlich der Pressesprecher der Adler war sofort ausgefallen, da kein Kontakt mehr bestehe. Folgerichtig wurde ich an den Manager Teal Fowler weiter verwiesen. Glücklicherweise konnte ich diesen am 8.Dezember im Rahmen des „Adler-Charity Dinners“ persönlich ansprechen und unser anliegen vortragen. Er bejaht die weiterhin bestehende Verbindung zu Geoff Ward und verspricht, unser Anliegen bei seinem nächsten regelmäßigen Telefonat vorzubringen; meine Kontaktdaten sind ihm ja bekannt. Dann herrscht Funkstille bis sich am 22.12. Geoff Ward plötzlich persönlich (!) auf meinem Handy meldet und ein Meet & Greet am Vormittag vor dem Spiel am 4. Januar (zum Training) anbietet. Ich stimme natürlich sofort begeistert zu und bestätige nochmals unsere Vereinbarung  per WhatsApp. Die  Gruppe ist – wie häufig in solchen Fällen – zahlenmäßig auf ca. 10-12 Personen begrenzt. Noch etwas skeptisch aber mit großer Vorfreude begibt sich unsere kleine Gruppe früh morgens zur umtriebigen Penn Station in Manhattan, um mit dem Zug nach Newark hinüber zu fahren und dann pünktlich um 10:15 Uhr vor Ort sein zu können.

Am Empfang des seitlich gelegenen, speziellen „Security Entry“ empfängt uns eine sehr freundliche Dame, die den formellen Sicherheitscheck mit dem fest installierten Metalldetektor relativ problemlos für unsere gesamte Gruppe durchzieht. Sie will von mir wissen, wer von der Devils-Organisation meine Kontakt-Person gewesen sei: Meine Antwort, dass ich mit dem Assistent Coach Geoff Ward selbst das Treffen vereinbart habe, erntet zunächst nur ungläubiges Staunen. Die listigen Augen hinter der geschwungenen Brille werden zunächst ganz weit; dann greift sie entschlossen zum Telefon, führt einige Gespräche und bittet uns dann um Geduld; bald käme jemand von der Security, der uns hier abhole. Die doch ziemlich lange Wartezeit überbrücken wir auf typisch amerikanische Small-Talk-Weise (Wo kommt Ihr her? was macht Ihr hier?). Als wir erwähnen, dass wir selbstverständlich heute Abend auch zum Spiel kämen, steigt Ihr Respekt noch mehr und sie erzählt uns von Ihrem Liebling, dem Maskottchen, welches als veritabler Teufel verkleidet auf dem Eis auftritt und „Enjee“ (NJ = New Jersey) genannt wird. Bevor wir jedoch weiter uns festquatschen können bimmelt das Telefon. Wieder bekommt Sie große Augen und schickt uns dann ganz selbständig, den Weg weisend in Richtung Katakomben; wir können die Halle ja gar nicht verfehlen. Wir wundern uns genauso über das uns entgegen gebrachte Vertrauen und gehen durch die uns angezeigte Tür.

Tatsächlich liegt dann im Gang ein roter Teppich mit dem Devils-Emblem, dem wir einfach nur folgen müssen. Vorbei geht es an allerlei zwischen gelagerten Gerätschaften, 2 Toren, 3 kleinen blauen, seifenkistenartigen Fahrzeugen, die später auf dem Eis für ein Kinder-Rennen benutzt werden, andere Werbeträgern und –Bannern, bis wir schließlich den Ice-Rink der großen Halle erreichen. Geoff ist tatsächlich gerade mit Einzeltraining beschäftigt und winkt uns kurz zu, als er uns an der Bande bemerkt. Wir reiben uns die Augen und schauen andächtig zu, bewundern das große, noch leere Rund des Prudential Centers.

Als wir ankommen, stehen gerade 2 dunkel gekleidete, sehr gewichtige Herren an diesem Platz, die dann etwas ehrfurchtsvoll zur Seite treten. Als ich den einen anspreche, ob er ebenfalls zur Devils-Organisation gehöre, erfahren wir, dass es sich um 2 Reporter aus Detroit (Gregg Krupa), dem abendliche Spielgegner der Devils handelt, die wir gerade beim „spionieren“ ertappt haben. Natürlich haben wir auch deren Neugier geweckt und als sie erfahren, dass wir extra wegen NHL-Spielen in die USA gereist sind steigt deren Hochachtung und diese Tatsache wollen sie in Ihrem Artikel heute Abend auf jeden Fall erwähnen.

Wir laufen freiwillig und unbehelligt zur anderen Seite rüber, um der Devils-Bank näher zu sein. Geoff – ganz Profi – lässt sich davon nicht beeindrucken und macht einfach weiter. 3 Spieler (#15, #44, #51) werden besonderen Übungen unterzogen, schließlich ist Geoff für die Angreifer zuständig. Auf dem Trainingsplan stehen sowohl Direktschüsse als auch das Üben von Spielsituationen, bei denen der Trainer dem Spieler den Puck zuspielt, damit dieser aus der Drehung heraus einen Weg finden soll, den Torwart zu überlisten, um es dann hinterm Tor herum mit dem Bauerntrick zu versuchen. Wir schauen fasziniert zu und geben fachmännische Kommentare ab. Gegen 11.15 Uhr ist das Training dann beendet und Geoff kommt uns begrüßen, bittet aber um Zeit zum Umziehen und verschwindet in der Kabine. Da sich unter uns auch der „Agent Eagle“ mit seinem Adler-Kostüm befindet, spricht uns ein Offizieller der Devils an und will wissen, in welchem Block wir heute Abend sitzen werden, damit er das TV-Team darauf aufmerksam machen kann.

Die Zamboni dreht gemächlich ihre Runden, weil das Eis für das anschließende Red Wings Training aufbereitet wird. Schließlich kommt Geoff im offiziellen Dress und frohgelaunt zurück. Nach dem persönlichen Handshake mit jedem Gruppenmitglied übergeben wir Ihm unsere mitgebrachten Souvenirs (die offizielle Meisterschafts-DVD der Adler & den Badeadler mit Meisterschale). Genauso erfreut wie überrascht posiert er für Fan-Fotos, unterschreibt bereitwillig Autogramme und beantwortet noch nebenbei auch wirklich jede Frage.

Als er erfährt, dass wir am Abend nach dem Spiel zu einem „Foto at the Logo“ auf dem Eis eingeladen sind, sagt er spontan sein persönliches Erscheinen zu! Wir sind beglückt und ziehen mit seiner Lunchempfehlung in die Mittagspause davon; nicht ohne uns von der netten Empfangsdame der Devils gebührend zu verabschieden.
Im rustikalen „Dinosaur BBQ“, direkt auf dem Platz vor der Halle, steigt dann für uns alle ein typisch amerikanisches Mittagessen mit Burger in allen Variationen. Die Stimmung ist ob des gerade Erlebten recht ausgelassen. Am Nachmittag gilt es bis zur Arena-Eröffnung um 17:00 Uhr die Umgebung in Newark noch etwas zu erkunden. Der schneidend kalte Wind hält jedoch unseren  Aufenthalt auf der Straße etwas in Grenzen.

Nach 17:00 Uhr stürmen wir die Arena; erster Anlaufpunkt ist natürlich der Fanshop, der – wie alles in Amerika – gewaltige Dimensionen aufweist. Die Preise haben allerdings auch astronomischere Ausmaße als in der DEL, sodass man automatisch gezwungen ist, die schmalen Dollar-Ressourcen sehr gezielt einzusetzen. Auch die Versorgung mit Getränken (z.B. 1 Becher Bier = 11,25 USD) ist teurer als bei uns in der DEL gewohnt. Dafür sind die sonstigen Einrichtungen in der noch relativ neuen Arena mit steil aufragenden Rängen sehr bequem.

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Wir nehmen unsere Plätze in Block 212 ein, von denen wir hervorragende Sicht auf die Eisfläche haben. Erstmals brandet Applaus im weiten Rund auf, als die Mannschaften zum „Warm-up“ auf das Eis kommen. Einige von uns nehmen – wie in der NHL üblich – die Gelegenheit wahr, Ihren Lieblingen direkt hinter der Bande nahe zu sein. Die Lasershow, vor Spielbeginn mit bombastischer Musik auf das Eis gezaubert, ist recht spektakulär und zeichnet die „Höllenflammen“ der Devils auf dem Eis nach. Pünktlich um 19:00 Uhr wird dann die Partie zwischen den Devils und den Red Wings angepfiffen, bei der es sogleich zur Sache geht. Mit krachenden Checks versuchen beide Seiten sich Respekt zu verschaffen. Das Spiel ist jedoch ziemlich ausgeglichen und wird letzten Endes durch einen genialen Pass auf den Mittelstürmer der Red Wings, der genau in die Schnittstelle zwischen den beiden Verteidigern hindurch geht, im Alleingang entschieden.

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Nach dem Spiel werden wir als 56-Fans-Starke-Gruppe aus Deutschland und Österreich hinuntergeführt, um dann direkt am Eis zu landen, wo wir am Vormittag Geoff getroffen hatten. Wir müssen warten bis wir auf das Eis dürfen, da mehrere Gruppen auf Ihre Fotos am Mittelkreis warten. Endlich werden wir zum Mittelkreis gebeten, wo bereits ein professioneller Photograph auf uns wartet. Trotz der 0:1 Niederlage der Devils herrscht ausgelassene Stimmung und der Eindruck, dass wir etwas ganz Außergewöhnliches erlebt haben, was nicht nur durch das Foto an dieser markanten Stelle verewigt wird.

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Inzwischen hat sich die Arena weitestgehend von Publikum geleert und ein Teil der großen Reisegruppe wartet gespannt auf den zugesagten Auftritt unseres Ex-Trainers Geoff Ward, die restliche Gruppe befindet sich schon wieder auf dem Weg zum Hotel in Manhattan. Dieser lässt jedoch nicht lange auf sich warten, sonders erscheint trotz Niederlage gut gelaunt und im schicken Anzug, um uns wieder Hallo zu sagen. Doch dann kommt der Hammer: Zu unser aller Überraschung bietet er uns eine Führung durch den „Locker-Room“ (Kabinen) an. Wir sind alle platt vor Staunen: Wieder führt er uns in die Katakomben mit dem roten Teppich – entlang des Ganges mit den Utensilien, die in den Power-Breaks oder Drittel-Pausen für Werbezwecke genutzt wurden. Unterwegs begegnen uns bereits umgezogene Spieler der Devils, die sich mit Pizza-Kartons unterm Arm auf den Heimweg machen. An den Wänden eine Stecktafel der NHL-Gruppe, sowie die nächsten Spiele bzw. Gegner. Daneben finden Bilder und Trophäen aus der ruhmreichen Vergangenheit der Devils, zu der ja bis letztes Jahr noch Jaromir Jagr gehörte.  Geoff bittet uns, einem Moment vor der Türe zum „Gym“ zu warten, bevor wir eintreten dürfen. Die Halle ist mit Geräten vom aller Feinsten bestückt. Auch zu dieser späten Stunde ist an der Hantel-Bank sogar noch ein Rekonvaleszent zusammen mit seinem Physio dabei, leichte Gewichtsübungen für die Schulter zu machen. Unsere flapsische Bemerkung „Looks really easy!“ wird mit einem schallenden Gelächter zur Kenntnis genommen. Gleich daneben befindet sich eine Toilette, sowie Waschbecken, über den fein säuberlich die Becher mit den persönlichen Mundschutz-Behältern thronen. Noch eine Tür weiter gelangen wir  in die eigentliche Trainingshalle, die ebenfalls eine komplette Original-Eisfläche besitzt, aber mit Tausend zusätzlichen Trainings-Accessoires und allerlei Zubehör bestückt ist. Weiter geh es in den Video-Raum, ausgestattet mit einem großen Bildschirm und zahlreichen Stühlen mit Schreibflächen bietet der ganzen Mannschaft Platz. Nach Geoff’s Aussage wird er auch ausgiebig genutzt, um Spielsituationen im Nachhinein zu analysieren oder Spiele vorzubereiten. Man kann sich bildlich vorstellen, wie die Spieler hier als Klassenverband sitzen und vom Trainerstab mit Spielszenen  aus vergangenen Matches oder vom kommenden Gegner konfrontiert werden. Alles sieht sehr sauber und aufgeräumt aus; doch dies ist sicherlich nicht zu unserer Ehren erfolgt. Doch dann folgt der der absolute Höhepunkt dieses denkwürdigen Abends in New Jersey: Ohne weitere Umschweife und in andächtiger Ruhe öffnet Geoff die Tür zum „Allerheiligsten“ – zur Kabine der Devils. Wir sind alle sprachlos, dass uns so bald nach Spielende die intimste  Stätte im Eishockeysport – die Spielerkabine – zum Besuch zur Verfügung steht. Die Spieler sind bereits alle gegangen, die letzten waren uns ja noch im Gang begegnet, alles sauber und aufgeräumt, es könnte sofort das nächste Training beginnen. Jedenfalls sind alle Utensilien incl. Schlittschuhe und Trikots bereits wieder her gerichtet. Geduldig und ausgiebig beantwortet Geoff alle Fragen der Teilnehmer auch in Bezug auf Trainingsschwerpunkte etc.

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Zum Schluss geleitet uns Geoff noch zum passenden Ausgang aus dem gigantischen Gewirr des Prozential Centers, damit wir den Rückweg zur Penn Station leichter finden können. Wir verabschieden uns mit tief empfundenen Dank für diese einzigartige Chance, als normaler Eishockeyfan einen  Blick hinter die Kulissen der NHL gewährt bekommen zu haben. Als letztes Highlight hat es sich Ward nicht nehmen lassen, uns einen Schläger als Erinnerung mitzugeben. Diesen übergab er, ohne es zu wissen, einem Eishockeyfan aus Ingolstadt – welch Ironie nach den vergangenen Playoffs. Nach dem gerade Erlebten und mit einer Fülle neuer Eindrücke treten wir hinaus in die kalte Nacht und den Rückweg nach NYC an. Stoff für Träume eines Eishockey-Fans haben wir reichlich im Gepäck. Und wie sollte es beim Eishockey anders sein? Mit den Worten „Es ist euer Meistertrainer. Nehmt den Schläger mit nach Mannheim und hängt ihn in euer Fanbüro. Ihr solltet ihn haben!“ übergibt uns Markus aus Ingolstadt den soeben geschenkt bekommenen Schläger eines NHL Co-Trainers. Diese kleine Geste zeigt doch wieder was Eishockey eigentlich ist: Eine große Familie und viel mehr als einfach nur ein Hobby.

 

Wir danken Bernd für diesen tollen Bericht und würden gerne mehr Eishockeygeschichten von euch erfahren, und euch zugleich an tollen Momenten anderer Fans teilhaben lassen! Schreibt uns einfach eine E-Mail an medien@adler-fanprojekt.de